Mit den beiden neuen Kameras Z6 und Z7 wurden nun die ersten spiegellosen Vollformatkameras aus dem Hause Nikon vorgestellt. Fast hätte ich schon gar nicht mehr daran geglaubt, dass nun doch noch einer der langjährigen Big Player im Fotobusiness diesen fast schon historischen Schritt in Richtung Zukunft macht.
Somit bekommt der bisherige Platzhirsch Sony ordentlich Konkurrenz, was der Entwicklung des spiegellosen Systems nochmal einen ordentlichen Push nach vorne geben könnte. Gut für die Industrie – und vor allem super für uns Konsumenten!
Die Zukunft ist also spiegellos. Nur: Was macht Nikon draus? Lassen sie ihre Muskeln spielen und können die mittlerweile über 100-jährige Erfahrung ausspielen? Oder hat man vielleicht doch zu viel Zeit verschenkt und muss nun mühsam die verlorenen (Kilo-)Meter auf die Konkurrenz aufholen? Hier ein kleiner Ausblick auf die beiden Kandidaten, die Nikon ins Rennen schickt.
Neues und doch vertrautes Nikon-Layout: der Blick von oben
Eines vorneweg: Das, was Nikon am 23.08.2018 vorgestellt hat, finde ich schon sehr spannend! Man versucht die bewährten Eigenschaften von DSLR-Kameras in die neuen Kameras zu packen und mit den Vorteilen des spiegellosen Systems zu verbinden. Das Ganze scheint laut den ersten Meldungen auch überaus gut zu funktionieren. So bekommen wir eine waschechte Nikon mit toller Haptik, aber eben im kleinen und leichten Gewand mit toller Bedienung.
Ob sie euch optisch gefällt, müsst ihr dabei selbst entscheiden. Ich persönlich finde, sie sieht wie eine Nikon aus – was ich auch gut finde. Es wurde keine Retrooptik gewählt, wie es zur Zeit viele andere Hersteller machen, sondern man blieb dem Design der jüngeren Nikon-Kameras treu und passte dieses nur an den kleineren Formfaktor an.
Großer Sucher, Touchscreen und aufgeräumte Tastenbelegung - die Z7 von hinten
Natürlich gehören die deutlich geringeren Maße und das geringere Gewicht zu den entscheidenden Unterschieden gegenüber den DSLR-Vorfahren der beiden Jungspunde.
Diese Tatsache macht die beiden Kameras für Reisen oder Outdoorshootings besonders attraktiv. Aber auch Personen, die sich nicht sooft ablichten lassen, werden durch eine kleinere Kamera deutlich weniger eingeschüchtert.
Im Gegensatz zu den optischen Suchern einer DSLR, bieten Nikons Neue nun einen elektronischen Sucher (EVF). Dieser ist sehr hochauflösend und hat den riesigen Vorteil, dass das Bild bereits im Sucher so angezeigt wird, wie es schlussendlich auch nach dem Auslösen aussehen wird. Die korrekte Belichtung der Bilder kann dabei bereits direkt im Sucher bewertet werden, sodass es nicht mehr nötig ist die Kamera vom Gesicht zu nehmen. Man sieht also sofort, was man bekommt.
Ein echt cooles Feature ist, dass die Belichtungskorrektur nun auch auf den Fokusring des Objektivs gelegt werden kann: Man schaut also durch den Sucher, dreht am Fokusring und sieht durch das Livebild im Sucher sofort das Ergebnis der Korrektur – Hammer!!
Filmen wird über das Klappdisplay, das sich übrigens nur neigen lässt, deutlich erleichtert und ist im Vollformat und in 4K/UHD bei 30p möglich.
Das Klappdisplay hilft besonders beim Filmen. Aber natürlich kann man damit auch beim Fotografieren neue Winkel finden.
Die beiden Kameras unterscheiden sich optisch praktisch gar nicht. So hat die Z6 die gleiche Tastenbelegung, die gleiche Größe und den bewährten, tiefen und Nikon-typischen Handgriff wie die Z7. Gerade Fotografen, die beide Kameras im Einsatz haben, werden das gleiche Tastenlayout und die identische Bedienung zu schätzen wissen. Einzig der "Z6" bzw. "Z7" Aufdruck an der Front zeigt an welche Kamera im Einsatz ist. Nikon hat auch angegeben, dass beide Kameras wettervergütet sind, so wie wir das z.B. auch schon von der D850 kennen.
Die Unterschiede findet man eher im Inneren: So bekommen wir mit der Z6 eine Art D750-Nachfolger mit 24,5 Megapixel und mit der Z7 eine spiegellose Variante der D850 mit einem hochauflösenden 45,7-Megapixel-Sensor. Die Sensoren stammen dabei aus der eigenen Nikon-Schmiede. Die Z6 dürfte somit eine flotte Actionkamera mit hervorragenden Low-Light-Eigenschaften werden, während sich die Z7 eher an Portrait- und Landscape-Fotografen richtet.
Hier eine Übersicht über die wichtigsten Spezifikationen der beiden Kameras:
Nikon Z6
Z-Mount
24,5 Megapixel
ISO 100 bis 51 200
4K-Filme
12 Bilder/Sek.
273 Messfelder
5-Achsen-IBIS
1 XQD-Steckplatz
100,5 x 134 x 67,5 mm
675 g
Nikon Z7
Z-Mount
45,7 Megapixel
ISO 64 bis 25 600
4K-Filme
9 Bilder/Sek.
493 Messfelder
5-Achsen-IBIS
1 XQD-Steckplatz
100,5 x 134 x 67,5 mm
675 g
Lobenswert ist, dass bereits vorhandenes Nikon-Zubehör mit der Kamera funktioniert. Blitze können also genauso weiterverwendet werden wie auch Objektive. Hierfür brachte Nikon den Objektiv-Adapter FTZ (F-Mount to Z-Mount) auf den Markt. Diesen bekommt man entweder gegen Aufpreis im Set mit der Kamera oder natürlich auch als einzelnes Zubehör.
Weiters können vorhandene Akkus in der Z6 und Z7 verwendet werden. Diese unterstützen die gängigen EN-EL15a/EN-EL15-Akkus, die auch schon in der D850, D750 usw. genutzt werden.
Leider verzichtete Nikon auf einen zweiten Speicherkartenslot. Ein Datenbackup in der Kamera ist somit leider nicht möglich.
Bereits vorhandenes Zubehör funktioniert auch mit der Z-Klasse. Leider gibts nur einen XQD-Speicherkartenslot
Sehr spannend wird die Performance des neuen Z-Mounts sein. Der ist deutlich größer als der bewährte F-Mount, den Nikon 1959 einführte, und der sich bis heute hält.
Durch den größeren Durchmesser des neuen Bajonetts werden nun Objektive möglich, von denen der Nikon-Fotograf bis dato nur träumen konnte. So wird im nächsten Jahr bereits das erste Hammer-Objektiv (56 mm) der "NOCT"-Reihe mit einer Offenblende von f/0.95 herausgebracht! Jaaa, so ein 0.95er wird den einen oder anderen garantiert mit der Zunge schnalzen lassen! Ich bin schon gespannt, wie das 56-mm-Objektiv, das übrigens ohne Autofokus kommt, abliefern wird.
Mit den Kameras erscheinen 2018 auch die ersten passenden Objektive: ein 24-70 mm f/4, ein 35 mm f/1.8 und ein 50 mm f/1.8.
F-Mount-Objektive werden via Adapter an den neuen X-Mount angeschlossen
Preisliche kommt die Z6 mit Objektivadapter auf knapp € 2.450,- und die Z7 mit Objektivadapter auf knapp € 3.850,-
Die Z7 erscheint am lt. Nikon Ende September, die Z6 folgt dann Ende November 2018.
Fazit: Wenn sich die Kameras in der Praxis so schlagen wie es die ersten Anzeichen versprechen, steht uns ein spannender Wettkampf zwischen Sony und Nikon bevor. Ich glaube jedenfalls, dass für Nikon vieles richtig gemacht hat und man uns mit deren ersten beiden Spiegellosen wirklich spannende Alternativen bieten kann.
Was meint ihr? Werden die neuen Nikons eine echte Alternative am spiegellosen Markt, oder haben andere Firmen wie Sony, Fuji oder Olympus schon viel zu viel Vorsprung?
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